Spätestens in der Hitzeperiode haben wir feststellen müssen, dass unsere Städte Beton- und Steinwüsten geworden sind. In den Niederlanden hat diese Erkenntnis zu einem Umdenken geführt. Es ist typisch für unsere Nachbarn, dass sie seit 2020 daraus einen lustigen Wettbewerb gemacht haben.
In Deutschland haben Studenten der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz ein Projekt entwickelt:

abpflastern ist ein deutschlandweiter Wettbewerb, bei dem Städte und Gemeinden in einem freundschaftlichen Wettstreit Flächen entsiegeln. Beim abpflastern nehmen Anwohner:innen und Kommunen gemeinsam die Schippe in die Hand – für den Sieg im Wettbewerb und für die Zukunft ihres Wohnortes.
Nicht auf die Politik warten – einfach machen!
Idee aus den Niederlanden
Angefangen hat alles mit einem Wettbewerb zwischen den Städten Amsterdam und Rotterdam. Angeregt von der Kreativagentur Frank Lee und der grünen Aktiv-Plattform Dus Wat Gaan Wij Doen lieferten sich die beiden Städte 2020 ein Wettrennen, wer von ihnen am meisten Flächen entsiegeln kann. „Tegelwippen“ – auf Deutsch etwa „Gehwegplatten kippen“ oder „Pflastersteine entfernen“ – nannten sie diese Aktion.
Bodenversiegelung bekämpfen
Ein Jahr später nahmen laut der Onlineplattform Stad + Groen 81 niederländische Städte und Gemeinden an dem Wettbewerb teil. 2023 sollen es bereits über hundert gewesen sein. Ziel ist es, die niederländischen Städte und Gemeinden fit für den Klimawandel zu machen. Dafür werden gepflasterte Flächen in Rasen oder Blumenbeete umgewandelt, Hausfassaden begrünt und Bäume gepflanzt.
Im Werbevideo streiten sich die bekannte niederländische Gärtnerin Anne Wieggers und der flämische Gartenarchitekt und Moderator Bartel van Riet und fordern ihre Landsleute auf, so viele Steine wie möglich durch Grün zu ersetzen. Startschuss war der 21. März um 13:00 Uhr, wenn die Schüler*innen in Amsterdam und Mechelen mit großem Spaß die ersten Steine entfernten. Die Schüler*innen der Grundschule de Pinksterbloem verwandelten ihren Schulhof in ein grünes Paradies, während flämische Kinder in Mechelen einen grauen Quartiersplatz in eine grüne Oase verwandelten. Weitere Videos auf NK Tegelwippen – Wip mee en geef je tegels door! (Niederlande) und Tegelwippen in Vlaanderen: doe mee! (Belgien)
Kinder packen an
In den Niederlanden ist es normal, dass bei allen gesellschaftlichen Themen die Kinder beteiligt werden. Es sind fast immer die 10 oder 11 Jährigen, die in die Aktionen zur Veränderung der Gesellschaft einbezogen werden. Die Grundlage dafür sind die Kinderräte in fast allen Städten und Gemeinden, die einiges zu sagen haben und der Nationale Kinderrat, der auch mal von der Regierung um Rat gefragt wird.
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In dieser Grundschule in Oud Gastel wurden 1500 Steine „gewippt“
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Eltern „wippten“ 13.000 Steine in der Grundschule De Ichthus Zwolle
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TV-Gärtner Tom Groot beriet Kinder der Grundschule Julianaschool in Schagen
Weitere Schulvideos
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Im Kindzentrum West in Delfzijl ist ein kleiner Urwald entstanden.
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Start für eine grüne Grundschule de Rythmeen in Bathmen.
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Die Kinder der Grundschule aan de Roer in Roermond beim „wippen“-
Perfekte Organisation

Der Abtransport
Der Abtransport der vielen Steine ist toll organisiert. Alle beteiligten Städte haben kostenlose Dienste eingerichtet, die die Pflastersteine abholen.

Die Entwickler und der aktuelle Stand
Der Wettbewerb wird durch das Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft und ONS WATER unterstützt. Die NK Tile Wipes wurde 2020 von der Kreativagentur Frank Lee in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv So What We Go Do konzipiert.
Nachweise
Tegelwippen: Ein Wettbewerb für mehr Grün in Städten , Merkur, 26.06.2025
Aus Grau mach Grün, Klimareporter, 10.08.2024